Digitale Unterstützung in juristischen Spezialdomänen

Hintergrund

Die Rechtsfragen rund um die Vollstreckung einer ausländischen Gerichtsentscheidung in der Schweiz oder einer schweizerischen Gerichtsentscheidung im Ausland wurden ausgewählt, weil es sich dabei um eine abgegrenzte Vorfrage handelt, mit der viele Rechtsanwender/-innen nicht alltäglich befasst sind, die aber aufgrund der Dynamik dieses Rechtsgebiets und der Vielfalt der abzugrenzenden Rechtsgrundlagen eine hohe Komplexität aufweist, was eine Einarbeitung in die Thematik unverhältnismässig zeitaufwändig und fehleranfällig macht. Zugleich weisen diese Rechtsfragen eine hohe Anschlussfähigkeit für weitere Forschung auf. Bei der Anerkennung ausländischer Entscheidungen handelt es sich um ein Rechtsproblem mit einer international anerkannten, relativ gleichförmigen Dogmatik. Deshalb können die Erkenntnisse daraus ohne weiteres für die Forschung in anderen Ländern verwendet werden. Da beschrieben werden soll, welche Strukturen die genannten Rechtsfragen aufweisen muss, damit sie für die Unterstützung durch ein IT-System zugänglich ist, können die Erkenntnisse auf ähnlich gestrickte Rechtsfragen übertragen werden, bspw. für die Ermittlung gerichtlicher Zuständigkeit oder für die Ermittlung von Rechtsquellen im internationalen Rechtshilfeverkehr in Zivil- oder Strafsachen. Darüber hinaus sind die Erkenntnisse anschlussfähig für die zunehmende Forschung zur Rolle der Digitalisierung bei der Rechtsanwendung allgemein, deren Chancen und Grenzen mit der Zunahme von Big Data und künstlicher Intelligenz neu vermessen werden (müssen). Schliesslich können die Ergebnisse nicht unmittelbar, aber als Vorlage für die Entwicklung eines Tools dienen, das in der Praxis des «Legal Tech» zum Einsatz gebracht werden könnte.
Die Untersuchungen erfolgen durch einen steten Austausch zwischen dem rechtswissenschaftlichen Team und demjenigen aus der Wirtschaftsinformatik, um die Fortschritte eng auf einander abzustimmen und die unterschiedlichen methodischen Ansprüche beider Disziplinen zur Geltung zu bringen. Aus der Wirtschaftsinformatik werden insbesondere die Erkenntnisse eingebracht, welche Anforderungen das Entscheidungsunterstützungssystem an die Datenverfügbarkeit und die algorithmische Darstellung von Recht hat und wie ein System auf den typischen Nutzer zuzuschneiden ist.